Architektur als Sprache
Wie entdecken wir die Vokabeln
Wie erkennen wir die Sätze
Wie verstehen wir die Grammatik
Vortrag mit anschließendem Rundgang durch die Weststadt mit Dr. Matthias Quast
Architektur schafft Formen, gestaltet damit Fassaden und schließlich ein ganzes Stadtbild. Unsere Weststadt entsteht in einer Zeit, in der sich die Architektur dezidiert auf vergangene Epochen bezieht, Stile wiederaufgreift (Historismus) und phantasievoll mit ihnen spielt (Eklektizismus). Wollen wir den Reichtum der Formen erkennen und genießen, müssen wir lernen, sie zu individualisieren und zu benennen, kurzum zu lesen. Damit gewinnen wir einen Wortschatz und verstehen bestimmte Kombinationen, entdecken Regeln oder Regelbruch. Ein solcher Erkenntnisgewinn kann unser Leben, das sich vornehmlich in der Stadt abspielt und auch gerne in fremde Städte führt, beträchtlich bereichern!
Der in der Weststadt vorherrschende Historismus beruht maßgeblich auf der klassischen Architektursprache der Antike und damit auf einem in unserer Kultur nicht wegzudenkenden Fundament. Diese "Ursprache" soll das Thema zumindest des ersten Vortrages sein, und ein anschließender Rundgang wird konkrete Beispiele "um die Ecke" vorführen. Dazu gehört zu allererst die sogenannte Ädikula, eine in allen Zeiten und Orten millionenfach variierte Rahmenform von Fassadenöffnungen wie Fenster, Eingänge oder Nischen.
Die Ädikula ist dann auch das Hauptthema des ersten Rundganges.
Das zweite Treffen ergänzt, erweitert und vertieft das Thema des ersten und lenkt die Aufmerksamkeit auf weitere wichtige Formen, die der klassischen Antike entlehnt sind und diese variieren.
Matthias Quast, Dr. phil., Kunst- und Architekturhistoriker, geboren 1956 und aufgewachsen in der Heidelberger Altstadt, spezialisiert sich auf die Architekturgeschichte Italiens, wo er auch lange gelebt hat: 5 Jahre in Rom, 5 Jahre in Florenz, und 16 Jahre in Spoleto, Umbrien.
2016 ist er nach Heidelberg zurückgekehrt und lebt in der Weststadt, die neue Basis, von der aus er Studienreisen quer durch Italien organisiert und leitet.
Seine alte Heimat Heidelberg und die Wahlheimat Italien bedeuten ihm nicht Konfrontation, sondern die ideale Synthese!
Fotos von Wolfgang Steche, Andrea Pfisterer und Sabine Röhl